Das 2,5Gbit/s Desaster (und wie man es umgehen kann)

Begonnen von Mam, Oktober 09, 2022, 10:24:52

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Mam

In letzter Zeit werden wir zugesch*@$%en mit 2,5Gbit/s Netzwerkkarten, ob Onboard, im Slot oder per USB.

Klingt nach schneller, billig, gut, ist aber leider mit größeren Gefahren verbunden.

Dazu muss man wissen, dass die Geschwindigkeiten 2,5Gbit/s und 5Gbit/s real gar nicht existieren, sondern nur Marketingsprech sind.

In Wahrheit ist das immer eine 10Gbit/s Verbindung, die nur durch Einfügen von Pausen künstlich verlangsamt wird.
2,5Gbit/s schickt eben 1*Daten und 3*Pause, 5Gbit/s entsprechend 1*Daten,1*Pause.

Das schont die Kabel (und die Ausgangsverstärker), da weniger Reflexionen entstehen, die zu Fehlern führen würden. Und es schont den Geldbeutel weil weniger Verstärker auch weniger kostet.

Deshalb darf man auch ruhig mit alten Cat5 Kabeln noch 2,5Gbit machen und bei besserer Kabelqualität sich an 5Gbit/s versuchen.

Diese 2,5Gbit/s Karten sollten also eigentlich überall gehen, trotzdem gibt es sehr häufig Probleme und der Gesamtdursatz fällt oft unter die Hälfte von 1Gb/s LANs (so 50-60Mb/s bleiben übrig).

Da ist der der Laie traurig und schmeisst das Handtuch. Aber sooo schlimm ist es gar nicht. Man muss nur verstehen, was abgeht und wie man dagegen ankommt.

Ein Blick in den Switch (der üblicherweise ja 10Gbit/s kann, es gibt nur wenige mit der kastrierten Geschwindigkeit und das ist auch gut so!)
Dort wird sehr oft 10Gbit/s angezeigt, wie gesagt, es gibt keine realen 2,5 oder 5.
Der Switch geht also von vollen 10Gbit/s aus und bläst entsprechend mit Fullspeed raus (empfangsmässig ist es ihm ja egal ob Du nun Pausen einlegst oder nicht, aber beim Senden sollte er schon wissen, dass er anhalten muß).
Ein Paket kommt heile an, drei gehen den Bach runter. Nach einem Timeout werden sie neu angefordert, wiederholt, kommen irgendwann durch und das Ganze wiederholt sich, solange Daten anstehen. Deshalb ist der Durchsatz so grottenschlecht.

Aber, wie sag ich dem Switch, dass er Pausen machen soll?
Das Zauberwort heißt "flow control", das ist ein Feature von Ethernet, dass auf beiden Seiten aktiviert sein muss (wobei üblicherweise nur im Switch, die Klienten kriegen das mit und schalten sich automatisch um).
Das sorgt dafür, dass der Klient, der nicht schnell genug empfangen kann, kleine Pakete mit dem Inhalt "HALTS! MAUL PAUL!" in Richtung Switch sendet und dieser dann das Senden einstellt bis ein Paketchen "MACH WEITER ONKEL!" eintrifft. So kann der Empfänger also die für ihn beste Empfangsgeschwindigkeit einfordern.
Wenn das einmal installiert ist, kriegt man auch locker die erwarteten 230MB/s unter Windows hin.
(Hinweis: bei aktuellen Realtekkarten mit 2,5Gbit/s sucht man im Treiber die Einstellung Flow Control bislang und wohl auch in Zukunft vergebens. Sie ist IMMER AN!)
Bei Switchen ist dies leider oft in der Grundkonfiguration deaktiviert, hier lohnt sich also ein Blick ins Webinterface.
Flow Control macht eigentlich nur Sinn, wenn die Verbindungspartner unterschiedliche Geschwindigkeiten fahren, also z.B ein 1Gbit/s Port an einem 10Gbit/s Switch usw. Aber es schadet meist (*) nicht, es generell einzuschalten.

(*) theoretisch kann es zu Portblockaden führen, wenn die Leitung böse gestört ist, oder wenn man beim Ausschalten des Partners zufällig die Millisekunde erwischt, wo er um Halt gebeten hatte, aber mangels Strom dann nicht mehr "mach weiter!" rufen konnte. Das passiert in der Praxis aber so gut wie nie und wenn, sollte man dochmal einen kritischen Blick auf die Verkabelung werfen...


Cypheros

Danke für den Hinweis.
Da diese 10Gb/s Switche aber so unglaublich teuer sind, wird es wohl noch etwas dauern, bis ich deinen Tip ausprobieren kann.

Mam

#2
Zitat von: Cypheros am Oktober 09, 2022, 10:56:23Da diese 10Gb/s Switche aber so unglaublich teuer sind,
SOO teuer sind die gar nicht mehr. Und wenn Du einen auf Bedürftig machst, ich hab noch einen ausrangierten 8*RJ45 im Schrank stehen irgendwo.
(Hat aber einen Lüfter, mag man nicht auf dem Tisch stehen haben. Inzwischen gibts ja auch billige lüfterlose)

Update: hab ihn gefunden, Buffalo MP2008 oder so. Muss etwas abgestaubt werden.
Ich hätte auch noch einige Intel 550T Lan Karten (2*RJ45 10Gbit/s) hier unnütz rumliegen, ich hab ja alles auf LWL umgerüstet.

Cypheros

Die Idee ist ganz verführerisch aber mir fehlt die Zeit und die Muße mein bestehendes Netzwerk umzubauen. Für den täglichen Bedarf ist 1Gb/s auch ganz brauchbar und nicht so laut und stromhungrig.
 

Mam

Zitat von: Cypheros am Oktober 09, 2022, 13:00:34Für den täglichen Bedarf ist 1Gb/s auch ganz brauchbar und nicht so laut und stromhungrig.
Na ja, Geschmäcker sind verschieden. Mit zunehmenden Alter möchte man lieber weniger kostbare Lebenszeit mit "warten aufs Netzwerk" vertrödeln, deshalb fange ich hier schon an, den 10Gb Kram abzulösen durch 40 oder 100Gbe...
Auf den 2,5 Hund bin ich nur gekommen, weil "Frauchen's PC" son Mini-Schnuckel ist mit 2*1Gbe Onboard Karten, aber keinen Slot. Und da da auch nur USB3.1 (5G) dran ist, konnte man keine wirklich schnelle Anbindung herzaubern. Aber, wenn Du mal ein paar Staffeln einer 70er Jahre Remastered Krimiserie (6Gb pro Folge und es sind ein paar Hundert..) hin- und herschieben musstes, dann legst Du schon Wert auf zügigen Transfer.
(Ich stell doch hier alle Videos um auf 2k/H265/AAC Multichannel Format, da muss jeder Film nochmal durch Handbrake gepeitscht werden, natürlich nur, wenn er als 4k vorliegt....)

Mam

ooch, sooo laut und stromhungrig sind die gar nicht. Ein Blick in meine aktuelle Pruutschhöhle:
Du darfst in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
Keins der Teile hat einen Lüfter (deshalb hab ich den kleinen 4 Port Router auf Holzklötze aufgebockt, ohne Luftdurchlass wird das Ganze doch recht unangenehm warm).
Aber richtig Power wird auch nicht verblasen. Son LWL Port braucht kein Watt, RJ45 schon mal deutlich mehr

Das sieht man auch deutlich an der Temperaturverteilung:
Du darfst in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
Das 2,5Gbe Port hat selbst im "No Link" Zustand schon fast 60°, die LWL Module bleiben auch unter Vollast unter 40° (DA (Direct Access) Module haben keine Elektronik, also auch kein Thermometer).

(RJ45 mit 10G und 30m Kabel schafft es schon bis zu 90° und Notabschaltung...)
 

Cypheros

#6

Mam

#7
Zitat von: Cypheros am Oktober 11, 2022, 09:35:11Du benutzt doch auch Windows 11 22H2. Schon von dem Cache-Manager Bug gehört?
Gäähn, den gibts doch schon seit 1809. Der scheucht keine Hunde mehr auf.
Und, mit den richtigen Robocopy Einstellungen kann man ihn auch einfach umgehen.
(wie so oft im Leben bringt Gier Dich nicht weiter, je mehr Threads Du machst, desto lahmer wird es. Also, wers flott haben will, nimmt einen oder maximal zwei Threads und dann fluppts auch wieder)
(Ausserdem betreibe ich gar keine Microsoft Fileserver mehr, Hier hat UNRAID (Samba) Einzug gehalten. Windows Server gibts nur als Domänencontroller (und davon auch nur noch einen echten, der muss eh laufen als Aufnahmeserver))


Ich werd diese Woche noch ein paar alte Kisten mit 2,5Gbe USB Lans pimpen, schon mal deutliche Verbesserung für 16,99€ Und, sobald ne Kiste USB3 hat, kann man es ranpappen.

Mam

Mal so ein kleines Update...
Nachdem das mit Frauchens PC und 2,5Gbe so glatt und gut lief, hab ich noch so ein Teil von der Amazone geordert für meinen Aufnahmeserver (Intel Atom irgendwas, lahm wie Hund).

Das Teil, das kam, war nicht mehr original verpackt, es fehlten Anleitung und ein wenig Füllstoff und vor allen Dingen: ES WAR KAPPUT  :o
Ging also sofort zurück (Halbwertszeit unter 30min  :-* )

Heute kam dann der nächste Versuch (warum ändern sich die Preise da eigentlich täglich? Der erste war bei 17€, der kapputte war bei 16€ und dieser hier lag nun bei 18€), sah deutlich besser aus.
Funktionierte auch auf Anhieb, so sah es zumindest aus.

Aber, sobald man dann sich erdreistete, Dateien mit mehr als ein paar Bytes zu senden oder zu empfangen, hat sich die Kiste voll weggehangen und das LAN blockiert.
Er kriegte offensichtlich die Krise, es war ihm wohl nicht mehr wohl um die CPU.

Fazit: die Teile eignen sich nur bedingt zum Pimpen von alten Kisten. Was vorher ne lahme Schnecke war, wird so nicht zum springenden Hirschen...  ;D
(Hab nun einen Raspberry 4 mit 2,5Gbe LAN :-))) )


Cypheros

Hab vor ein paar Tage an den Ammizone Prime-Tagen zwei Intenso 64GByte Sticks als billiges Datengrab gekauft. Keine Ahnung wohin meine Sticks immer verschwinden  ::)

Beide original verpackt. Reingesteckt und Bing, neuer Laufwerksbuchtabe. Draufgeklick und gewartet. Nach 10 Minuten noch nichts zu sehen. Dateiexplorer versucht zu schließen, ging nicht. Taskmanager -> Task beenden = Fehlanzeige. Stick rausgezogen, keine Änderung. Rechner runterfahren, bei "Bitte warten" hängengeblieben. An zwei Rechnern probiert.

Zur Zeit scheint es da ein Qualitätsproblem zu geben.

Mam

Zitat von: Cypheros am Oktober 14, 2022, 17:52:41Keine Ahnung wohin meine Sticks immer verschwinden  ::)
Hier sind sie nicht  ;D
Bis auf den UNRAID Stick (UNRAID bootet nur vom Stick, ist gleichzeitig der Dongle) liegen hier nur ein paar Notsticks rum zum Emergency Boot ins Backup Programm oder CT Desinfect.

Datensticks benutze ich gar nicht, die würde ich auch nie wiederfinden, sind mir auch zu lahm zum Beschreiben. Ich hab ein paar USB-NVMe SSDs, die sind auch nicht viel größer/schwerer, aber deutlich flotter (und üblicherweise grösser))
 8)

Hätte allerdings noch einige ungenutzte Sticks über, denn UNRAID läuft nur auf bestimmten Typen und natürlich kauft man öfters die falschen. Sind aber langweilig, weil alle nur so 8Gb und USB2 (was nicht warm wird hält länger bei 24/7)


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